Genauer gesagt, alles ab diesem Moment in der 65. Spielminute: Jan-Steffen Meier zieht im Mittelfeld das Foul, Schiedsrichter Dominik Jolk nestelt sofort an seiner Hosentasche und verweist den Essener Defensivspieler gegen seinen Ex-Klub mit der Gelb-Roten-Karte des Feldes. Bei den Essener Rot-Weissen machte sich fortan eine "Jetzt erst Recht"-Stimmung breit. Der Ausgleichstreffer von Marcel Platzek war dann auch die logische Folge. "Wir haben uns anders gewehrt, als noch in den letzten beiden Spielen", stellte auch Essens Trainer Sven Demandt am Ende fest. Dennoch sagt er auch: "Ich hätte lieber gewonnen, um den Bock einfach noch größer umzustoßen."
Und vor allem gegen eines wehrt sich der 52-Jährige: dass es zwischen Mannschaft und Trainer nicht stimmen würde: "Für mich ist das Entscheidende, dass man gesehen hat, dass es nicht richtig ist, dass es zwischen den Jungs und mir Probleme gibt. Das habe ich noch nie gehabt, ich habe mich mit meinen Teams immer gut verstanden. Das ist mir auch wichtig." Von daher sei das Remis in Wattenscheid auch der erste Schritt heraus aus der jetzigen schwierigen Situation. Dennoch ist auch klar, dass die Bergeborbecker nun auch die Ergebnisse liefern müssen, um dem Trainer den Job zu retten. Am besten schon am Dienstag gegen Westfalia Rhynern. Gegen den Aufsteiger muss dringend ein Sieg her, auch um die Anhänger, die nach dem Abpfiff der Partie gegen Wattenscheid wieder einmal ihren Unmut bekundeten, ruhig zu stellen. Denn spätestens im Oktober warten mit Rödinghausen, Viktoria Köln, Alemannia Aachen und Rot-Weiß Oberhausen die richtigen Brocken. Schließlich werden sie in genau diesen Spielen den Rückhalt ihrer Anhängerschaft brauchen.
Nichtsdestotrotz kann dem Deutschen Meister von 1955 ein Erlebnis wie in der Lohrheide helfen. "In der Phase, in der wir sind, braucht man Erfolgserlebnisse. Das gibt Selbstvertrauen und Moral", weiß auch Demandt. Gerade nach dem Platzverweis gegen Meier wirkten die Bergeborbecker fast schon befreit. In diesem Moment löste sich der Druck, weil sie in eine Situation gerieten, in der sie nichts zu verlieren hatten. Demandt: "Wir hatten schon ein paar Unentschieden, wo es sich anders angefühlt hat."